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2022-12-08 12:06:08 By : Mr. Bruce Tong

Ärzte und Pfleger bei einer Operation

Dieses Gesetz betrifft Millionen Krankenhauspatienten!

Damit Patienten gut versorgt werden, soll ab Januar ein neues Instrument zur Personalbemessung erprobt werden. Es erfasst, wie viel Pflegepersonal nötig ist. Bisher schuften Pflegekräfte in Krankenhäusern am Limit – an der Personaluntergrenze. Und die wird oft auch noch gerissen.

Auch neu: Ein Teil der Patienten soll ab 1. Januar 2023 nicht unnötig in der Klinik übernachten, sondern abends zum Schlafen nach Hause fahren dürfen. Dafür können Kliniken sogenannte Tagespauschalen abrechnen. Das setze Pflegekräfte frei, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) am Freitag im Bundestag.

BILD klärt die wichtigsten Fragen für Patienten:

Das kommt auf die OP an. Können Sie sich selbst versorgen und zum Beispiel nach einer Knie-Operation auf Krücken nach Hause gehen? Dann kommt eine Übernachtung in den eigenen vier Wänden infrage. Auch bei Krebsbehandlungen kann es für manche Patienten angenehmer sein, zu Hause schlafen zu dürfen. Das soll aber gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden.

Gerade Eltern mit ihrem kranken Kind würden lieber zu Hause als im Klinikbett auf der Kinderstation übernachten, so Lauterbach.

Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Patientenschützer Eugen Brysch fürchtet, „dass insbesondere alte und schwache Patienten weder Kraft noch Mut aufbringen können, sich gegen den täglichen Verschiebebahnhof aufzulehnen“. An erster Stelle müssten immer Patientenwohl, medizinische und soziale Aspekte stehen, so Brysch zu BILD. Schon heute funktioniere manches „Chaos-Krankenhaus nur noch, weil kranke Menschen herumschoben werden, die sich nicht zu Wehr setzen“.

FDP-Politiker Andrew Ullmann, Facharzt für Innere Medizin, widerspricht: „Nein“, die Übernachtung zu Hause sei freiwillig und zum Vorteil für den Patienten, so Ullmann zu BILD. Gerade bei längeren Behandlungen (Krebs). Auf diese Art könnten die Kosten für die Übernachtung eingespart und die Belastung des Nachtpersonals reduziert werden. Im Ausland sei das bei vielen Behandlungen schon lange gängige Praxis.

Deutschlands Patienten liegen aus Sicht der Regierung oft unnötig in der Klinik!

In Deutschland kommen viele Patienten unnötig unters Messer.

Klar ist: In Deutschland wird zu viel stationär behandelt, etwa 50 Prozent mehr als in Nachbarländern. Laut Regierungskommission soll jede vierte Behand­lung ambulantisiert werden. Für jeden Patienten, der abends nach Hause geht, sollen Kliniken 140 bis 150 Euro pro Nacht weniger abrechnen.

Doch sind die Tagesbehandlungen als Mischform zwischen ambulant und stationär wirklich nötig?

Der GKV-Spitzenverband hat Zweifel. Vorstand Stefanie Stoff-Ahnis zu BILD: „Mit dieser neuen Form von Tagesbehandlungen wird der notwendige Strukturwandel der Krankenhäuser gebremst statt unterstützt.“ Entweder sei eine stationäre oder eine ambulante Behandlung sinnvoll.

„Patientinnen und Patienten immer wieder tagsüber in ein Krankenhausbett zu legen und über Nacht nach Hause zu schicken, kann bestenfalls in wenigen Ausnahmen aufgrund eindeutiger Kriterien sinnvoll sein“, so Stoff-Ahnis. Ohne klare Vorgaben bestehe sogar die Gefahr, dass Patienten „je nach Besetzungssituation einer Klinik und nicht aus maßgeblich medizinischen Gründen über Nacht nach Hause geschickt werden“. Stoff-Ahnis fordert „eine grundlegende Krankenhausreform, bei der die Qualität der Behandlungen und vernünftige wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Zentrum stehen“.

Am Dienstag will die Regierungskommission ihre Reformvorschläge präsentieren.