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2022-12-08 12:08:37 By : Ms. Maggie Zhang

Deutsche Intensiv- und Notfallmediziner schlagen Alarm: In Kinderkliniken fehlen zu viele Betten. Fast jedes zweite Krankenhaus müsse täglich Notfallpatienten ablehnen. Hauptgrund für den Missstand sei Personalmangel.

Deutsche Intensiv- und Notfallmediziner beklagen einen dramatischen Bettenmangel in Kinderkliniken. "Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei", teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in München mit. Lediglich 83 freie Betten gebe es generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland - das sei weniger als ein freies Bett pro Standort.

In der Erkältungssaison steigt die Zahl kranker Kinder. Viele Krankenhäuser kommen an ihre Grenzen.

Für die aktuelle Umfrage habe der Verband 130 Kinderkliniken angeschrieben. 110 Häuser hätten ihre Daten vom Stichprobentag 24. November, also vor einer Woche, bereitgestellt. "Das ist eine katastrophale Situation, anders ist es nicht zu bezeichnen", wird der DIVI-Generalsekretär und Münchener Kinder-Intensivmediziner Florian Hoffmann zitiert. Er fordert unter anderem die sofortige Optimierung von Arbeitsbedingungen in den Kinderkliniken sowie den Aufbau von spezialisierten Kinderintensivtransport-Systemen. "Wir müssen jetzt endlich handeln", so der Mediziner.

Bei der Umfrage wurden laut DIVI alle Kinderkliniken angeschrieben, die am bundesweiten "Kleeblattkonzept" zur Patientenverlegung teilnehmen. Dabei arbeiten jeweils bestimmte Bundesländer zusammen. Aktuell macht den Kliniken auch das RS-Virus zu schaffen, ein derzeit grassierender Erreger von Atemwegsinfektionen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.

"Die RSV-Welle baut sich immer weiter auf und macht bei vielen Kindern die Behandlung mit Atemunterstützung notwendig", sagt Sebastian Brenner, DIVI-Kongresspräsident und Bereichsleiter an der Uni-Kinderklinik Dresden. "Wir können Stand heute davon ausgehen, dass es zu dieser Behandlung nicht genügend Kinder-Intensivbetten gibt."

Die Corona-Welle in Deutschland ebbt weiter ab.

Die an der Umfrage teilnehmenden Krankenhäuser wiesen insgesamt 607 aufstellbare Betten aus, von denen aber lediglich 367 Betten betrieben werden konnten. Der Grund für den Bettenmangel ist in mehr als 70 Prozent der Fälle Personalmangel. Mit Folgen für die Patienten: Bei der Erhebung habe jede zweite Klinik berichtet, dass sie in den vergangenen 24 Stunden mindestens ein Kind nach Anfrage durch Rettungsdienst oder Notaufnahme nicht für die Kinderintensivmedizin annehmen konnten. "Diese Situation verschärft sich von Jahr zu Jahr und wird auf dem Rücken kritisch kranker Kinder ausgetragen", so Hoffmann.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verfolge die Berichte über überfüllte Kinderarztpraxen und Kinderstationen mit Sorge, heißt es in einer ersten Reaktion aus dem Ministerium. Der Minister stehe mit allen Beteiligten dazu im regelmäßigen Austausch. Dazu zählten die Länder, die für die Krankenhausplanung verantwortlich sind, die Kassenärztlichen Vereinigungen, die für die Praxen zuständig sind, und auch das Robert Koch-Institut, das die Lage zusammen mit der DIVI analysiert.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. Dezember 2022 um 05:00 Uhr.