Lieferanten gesucht: Rivella in Sorge – wegen der Gaskrise wird die Kohlensäure knapp - 20 Minuten

2022-12-08 12:07:28 By : Mr. Ken Xu

Hohe Gaspreise lassen die Kohlensäure-Versorgung einbrechen. In Deutschland drosseln Getränkeproduzenten bereits die Herstellung. Die Lage ist laut Bund angespannt.

Rivella droht die Kohlensäure auszugehen.

In Deutschland haben Mineralwasserproduzenten bereits die Produktion gedrosselt.

Wegen der Gaskrise wird nun auch die Kohlensäure knapp. Nur noch 30 bis 40 Prozent der sonst üblichen Kohlendioxid-Mengen (CO2) sind noch auf dem Markt verfügbar, wie der deutsche Branchenverband der Mineralwasser-Produzenten meldet.

Ein Grossteil des CO2 auf dem Markt entsteht wie das Abgasreinigungsmittel AdBlue als Nebenprodukt bei der Herstellung von Ammoniak etwa für Kunstdünger. Dafür braucht es Erdgas, doch seit die Gaspreise explodiert sind, haben viele Hersteller die Produktion gedrosselt oder ganz gestoppt.

Mit dem deutschen Chemiekonzern BASF reduzierte auch einer der grössten Ammoniakhersteller Europas die Produktion. BASF-Sprecher Bernhard Scharvogel sagt auf Anfrage, dass die Produktionsmengen des Konzerns stark abhängig von der weiteren Preisentwicklung beim Erdgas bleiben.

Während Landwirte für den Dünger auf andere Märkte ausweichen, können Getränkehersteller nicht so schnell umstellen. Für sie sind die Folgen dramatisch. Weil sie weniger als bestellt bekommen, mussten einige bereits die Produktion drosseln, wie die «Bild» schreibt. Täglich kommen neue Hilferufe aus der Branche.

Nun drohen höhere Preise oder schales Bier, denn für die Getränkeindustrie ist Kohlensäure essenziell. Sie wird nicht nur Getränken zugesetzt, sondern beispielsweise auch verwendet, damit Bier bei der Abfüllung nicht mit Luft in Kontakt kommt (siehe Box).

Grosse Brauereien wie Heineken, Feldschlösschen oder Schützengarten haben vorgesorgt. Sie können mit CO2-Rückgewinnungsanlagen die aus dem Gärungsprozess gewonnene Kohlensäure zurückgewinnen. Die Versorgungssicherheit sei deshalb gegeben, heisst es auf Anfrage.

«Für uns ist die angespannte Situation im Moment nicht kritisch, aber Getränkeabfüller ohne eigene Rückgewinnungsanlage machen sich aktuell grosse Sorgen», sagt der technische Direktor der Schützengarten-Brauerei, Richard Reinart, zu 20 Minuten.

Rivella-Sprecherin Susanne Widmer sagt: «Wir kennen die Situation in der EU und sind wie viele Produzenten etwas besorgt um die Verfügbarkeit.» Rivella erhalte zurzeit aber die benötigten Mengen.

«Es ist nur noch wenig CO2 auf dem Markt vorhanden», sagt Fabian Weber, Leiter Marketing & Kommunikation beim Romanshorner Unternehmen Asco Kohlensäure AG, zu 20 Minuten. Der Verbrauch in der Schweiz sei nicht so gross wie in Deutschland, deshalb seien die Lagerkapazitäten der Getränkeproduzenten wohl noch nicht erschöpft. «Aber auch wir merken, dass es eng wird», so Weber.

Zwar gebe es neben BASF auch andere Quellen wie Biogas-Anlagen. Allerdings seien die Kapazitäten geringer und auch die Wirtschaftlichkeit aufgrund der hohen Energiekosten fraglich. «Zudem ist meist der Transport deutlich länger und wegen der hohen Benzinpreise auch deutlich teurer», so Weber.

Wenn die Energiepreise hoch blieben, rechne er mit steigenden Preisen für Getränke, da CO2 dann ein knappes Gut bleibe. Branchen mit hohem Bedarf rate er immer zu erhöhten CO2-Lagerkapazitäten oder eigenen Rückgewinnungsanlagen, die auch Asco anbiete.

Wenn die Getränkepreise wegen der Kohlensäure-Krise steigen, …

Auch das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) schreibt von einer angespannten Situation. Produzenten und Händler belieferten nicht mehr beliebig alle Kundinnen und Kunden, sagt BWL-Sprecher Thomas Grünwald zu 20 Minuten. Derzeit würden Stammkunden aus der Industrie, im Getränkebereich und der Verpackung von Nahrungsmitteln bevorzugt.

«Für die Schweiz müssen neue Lieferanten gefunden werden», sagt Grünwald. Weltweit gebe es viele Hersteller, die nicht von den Preissteigerungen beim Erdgas betroffen seien. Die Umstellung auf neue Lieferanten nehme aber eine bestimmte Zeit in Anspruch. Die Versorgung sei deshalb angespannt, aber noch gewährleistet. 

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